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Schwitzen bis zur Sportlerrente

Spitzenathleten investieren viel, sind aber für die Zukunft meistens nicht abgesichert. Jetzt kursiert eine neue Idee.

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© dpa

Von Andreas Schirmer

Die deutschen Olympia-Athleten dürfen sich vielleicht schon bald auf eine Rente freuen. Im Rahmen der Leistungssportreform tüfteln die Verantwortlichen auch an einem Konzept der Altersabsicherung. „Grundsätzlich wäre das eine super Sache, wenn es das geben sollte“, sagte der Annaberg-Buchholzer Eric Frenzel, Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier und Olympiasieger in der Nordischen Kombination bei den Winterspielen in Pyeongchang. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) teilte jetzt erstmals konkret mit, was er künftig an direkter Förderung für Spitzenathleten veranschlagt.

„Zwölf bis 14 Millionen Euro sind für die unmittelbare Unterstützung der Athleten vorgesehen“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Damit will der DOSB außer dem Rentenprojekt beispielsweise auch die duale Karriere fördern. Die Summe ist Teil eines geforderten Mittelzuwachses für alle Reformpläne von 50 bis 120 Millionen Euro. Die künftige Bundesregierung muss das allerdings noch absegnen. Sie bekundet sich in ihrem Entwurf des Koalitionsvertrages zur Einführung einer Rente für Spitzensportler mit Amateurstatus. „Das ist ein wichtiger Baustein und wohl das erste Mal, dass die Absicherung von Athleten in einem Koalitionsvertrag steht“, sagte DOSB-Athletensprecher Max Hartung. „Die Rente allein wird allerdings nicht ausreichen, wenn es während der aktiven Karriere nicht genügt.“ Hörmann sagte: „Man traut uns manchmal nicht zu, dass wir die Athleten auch mit berücksichtigen. Wir tun alles das, weil wir es für die Athleten tun.“

Sporthilfe soll als Geldquelle dienen

Es hat aber sehr lange gedauert, bis diese Erkenntnis im deutschen Sport gereift ist. Bisher finanziert im Wesentlichen die Stiftung Deutsche Sporthilfe die Spitzenathleten. Sie unterstützt einen Hochleistungssportler durchschnittlich mit 650 Euro pro Monat – zu wenig, um sich finanziell unabhängig und professionell auf die Medaillenjagd zu konzentrieren. Die geplante Rente soll auch die Sporthilfe organisieren.

„Das fänd ich süß“, sagte Eisschnellläuferin Roxanne Dufter, „eine schöne Idee, damit nicht nur Fußball, sondern auch die anderen Sportarten mal ein bissel besser gestellt werden.“ Sie habe gehört, dass in Polen für eine Olympia-Medaille 1 600 Euro Rente gezahlt würden. „Das ist doch eine prima Stimulierung.“ Es stimmt aber nicht ganz. Medaillengewinner aus dem Nachbarland bekommen ab dem 40. Lebensjahr monatlich eine lebenslange, steuerfreie Rente von 2 600 Zloty. Das entspricht 620 Euro. Zum Vergleich: In Polen beträgt das Durchschnittseinkommen pro Monat bei umgerechnet beinahe 1 000 Euro brutto.

Eistänzerin Kavita Lorenz hält die geplante Rente für „echt gut“. „Eiskunstlauf ist kein Sport, mit dem man Geld verdient. Man verliert eher“, sagte sie. „Es wäre toll, eine gute Absicherung zu haben.“

„Für die, die nichts haben, ist das richtig“, sagte Snowboarder Konstantin Schad. Als einer von 744 Bundeswehrsportlern zahle die Armee für ihn auch in die Rentenkasse ein. Das gilt für die beim Zoll oder bei der Bundespolizei angestellten Kadersportler ebenfalls.

„Ich habe mich für einen Job bei der Bundespolizei entschieden, bin damit zufrieden und habe auch meine Absicherung für das Alter“, sagte Eisschnellläuferin Judith Dannhauer. „Generell ist die Absicherung für Sportler, also das Förderkonzept, ausbaufähig. Wer Medaillen fordert, soll auch Medaillen fördern.“ Jeder wisse, dass Fußballer sogar in unteren Ligen über hohe Gehälter verfügten, „obwohl ihr Leistungsvermögen deutlich unter dem unseren liegt“.

Auch der Pirnaer Bobfahrer Francesco Friedrich begrüßt, wenn etwas für die Sportler-Pension getan würde. „Eine Rente würde Sicherheit geben, wäre eine Anerkennung.“ Dass dafür die Olympia-Prämien der Sporthilfe wegfallen könnten, könnte der Olympiasieger im Zweier und Vierer verschmerzen. „Diese 20 000 Euro Prämie kann man sich schenken“, sagte der siebenfache Weltmeister. „Ein Olympiasieg ist 100 000 Euro, nein, eine Million Euro wert.“ Tatsächlich gibt es Nationen, die sechsstellige Beträge für eine Goldmedaille bezahlen: Ein italienischer Olympiasieger bekommt 150 000 Euro sofort und zusätzlich vier Jahre lang jährlich 30 000 Euro. Letten zahlen 144 000, Bulgaren 127 000 sowie Litauer 115 000 Euro und ein Auto.

Abgemachte Sache ist ein Entweder-oder aber nicht unbedingt. „Ich halte so ein Thema Rente für viel wichtiger“, sagte Hörmann. „Das eine muss nicht zugleich das Ende des anderen sein. Da gibt es keine Festlegungen.“ Die Debatte über eine Sportlerrente in Deutschland hat ja auch gerade erst angefangen.

Einige möchten sich aber auch nicht daran beteiligen. „Wenn ich mir jetzt Gedanken über die Rente machen würde, bin ich glaube ich, falsch“, sagte der Skisprung-Olympiasieger Andreas Wellinger. (dpa)