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Mehr Möbel für Dresdens Sozialkaufhäuser

Viele alte Menschen wollen helfen. Das ist auch notwendig. Denn die Nachfrage steigt noch schneller.

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© Christian Juppe

Von Annechristin Bonß

Werner Lohse ist verzweifelt. In zwei Monaten steht der Umzug in ein Pflegeheim an. Zusammen mit seiner Frau verlässt der 92-Jährige die Wohnung an der Walpurgisstraße. 20 Jahre haben die beiden hier gelebt. Nun müssen sie vieles zurücklassen: Möbel, Geschirr, Kleidung, Inventar. Die Gesundheit lässt es nicht mehr zu, dass sie weiterhin hier leben können. Doch was wird aus dem Hausrat, den Möbeln? Vieles ist noch gut in Schuss. Genau dieses Problem lässt Werner Lohse nicht mehr ruhig schlafen. Eigene Kinder hat er nicht, nur einen Neffen. Dem will er die ganze Arbeit nicht überlassen. Aber einfach wegschmeißen kann Werner Lohse die Sachen auch nicht.

So wie dem Dresdner geht es vielen älteren Menschen. Hilfe finden sie zum Beispiel beim Sächsischen Umschulungs- und Fortbildungswerk Dresden (SUFW). Der Verein mit Sitz in Briesnitz betreibt zwei Sozialkaufhäuser sowie einen Möbeldienst. Die Mitarbeiter kommen in die Wohnungen und nehmen die Möbel mit. Inzwischen gibt es sogar eine Warteliste für das Angebot. Im vergangenen Jahr rückten die Fahrer zu 5 000 Touren aus. Knapp 21 000 Möbelstücke nahmen sie dabei mit. In Prohlis werden die noch geeigneten Einrichtungsgegenstände aufgearbeitet, wenn nötig repariert und zum Verkauf für sozial Benachteiligte angeboten. 9 000 Möbelstücke wurden 2015 verkauft. „Die Zahl der Spenden steigt stetig“, sagt Martin Seidel, Geschäftsführer des SUFW. Die meisten Personen, die sich bei dem Dienst melden, können ihre Möbel nicht mehr nutzen.

Das weiß auch Rosi Scharf, die mit ihrem Mann die Heilsarmee Dresden leitet. Seit wenigen Wochen sind die beiden auch für die Gemeinde der Freikirche in Meißen zuständig. Daran ist ein Möbellager angegliedert. „Vor allem ältere Leute melden sich“, sagt sie. Mitunter holen die Mitarbeiter die Spenden auch ab. Vor Ort werden diese auf 300 Quadratmetern gelagert, teils auch auseinandergebaut. In Dresden betreibt die Heilsarmee in Reick eine Kleiderkammer und einen Zweite-Hand-Laden. Wenn hier ein konkretes Möbelstück benötigt wird, kann danach im Meißner Lager gesucht werden. Hilfe, von der auch Asylbewerber in Dresden profitieren.

Haben die das Erstaufnahmelager sowie städtische Einrichtung oder Wohnungen hinter sich gelassen, müssen sie sich selbst einrichten. Vom Sozialamt bekommen sie finanzielle Unterstützung. „Gerade die zusätzlichen Kleinigkeiten für die Einrichtung kosten aber auch“, sagt Martin Seidel. Im Sozialkaufhaus werden so nicht nur die Flüchtlinge fündig.

Martin Seidel merkt das Interesse an den steigenden Kundenzahlen. Kamen 2014 um die 28 000 Menschen zum Sozialkaufhaus des SUFW, waren es 2015 schon 3 000 mehr. „In den ersten Monaten von 2016 spüren wir bereits, dass sich die Zahl noch einmal erhöhen wird“, sagt er. Und so kommt es vor, dass viele Möbelstücke kaum länger als eine Woche im SUFW-Lager an der Senftenberger Straße stehen. Vor allem Küchen sind begehrt.

Auch Werner Lohse würde gern seine Möbel direkt an Flüchtlinge geben. Das Schicksal der Asylbewerber bewegt ihn. Doch die ehrenamtlichen Netzwerke in der Stadt haben kaum Kapazitäten, um Möbel und Inventar abzuholen und zu sammeln. „Die Möbeldienste in der Stadt sind da die besseren Ansprechpartner“, sagt Robert Stübner vom Netzwerk Plauen-Miteinander.

Kontakt Möbeldienst: Senftenberger Straße 38, Annahmestelle 0351 2727224, Abholung Montag bis Freitag 7 bis 19 Uhr, Sonnabend 7 bis 12 Uhr, www.sufw.de/sozialer-moebeldienst-kaufhaus.html, www.heilsarmee.de/dresden