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Als das alte Ärztehaus verschwand

Vor fast 30 Jahren musste das Gebäude an der Kesselsdorfer Straße weichen. Ein Video zeigt die Bilder von damals.

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© Screenshot: SZ

Von Annechristin Bonß

Einen spannenden Augenblick Dresdner Geschichte aus dem Jahr 1988 gibt es jetzt im Internetblog „Zeitzeugenstadtgeschichte“ zu sehen. Damals beobachteten Hunderte Schaulustige, wie das alte Ärztehaus auf dem Eckgrundstück Freiberger Straße unterhalb der Löbtauer Brücke gesprengt wurde. Das Eckgebäude mit markantem Turm und Steinreliefs musste für den Bau der Löbtauer Brücke weichen. In dem Haus mit der Nummer 134, das direkt an der Weißeritz stand, hatte es auch eine Apotheke gegeben.

Ein Farbfilm zeigt die Sprengung: Dicht gedrängt stehen die Menschen und beobachten, wie die Mauern ineinanderfallen. Vom prächtigen Ärztehaus bleibt am Ende nur ein großer Schuttberg übrig. Gefilmt hat das Ereignis der Zeitzeuge Peter Pohling aus Löbtau. Mitglieder aus der Gemeinschaft Löbtauer Runde haben ihn kennengelernt und im vergangenen Jahr bei den Herbstspaziergängen im Stadtteil wiedergetroffen. Der Super-8-Film zeigt in knapp dreieinhalb Minuten die Vorbereitungen, architektonische Details sowie die letztendliche Sprengung. Gut zu sehen sind zudem der Alltag rund um die Kreuzung Kesselsdorfer/Tharandter Straße, alte Straßenbahnen und Trabis.

Notwendig wurde die Sprengung wegen des geplanten Baus der Löbtauer Brücke. Die führt heute genau über das Grundstück hinweg. Dabei hätten sich die Bauleute damals gar nicht so beeilen müssen mit der Sprengung. Aufgrund der Mangelwirtschaft konnte der Bau der Brücke erst ein Jahr später, im April 1989, beginnen. 1996 schließlich war das Bauwerk fertig, das auf einer Länge von knapp einem Kilometer von der Nossener Brücke bis zum Emerich-Ambros-Ufer führt. Das Grundstück vom alten Ärztehaus ist heute Teil des Weißeritz-Grünzugs und gilt als Grünfläche für Spaziergänger und Radler.

Der Blog „Zeitzeugenstadtgeschichte“ sammelt erzähltes Wissen über Generationen und dient als Stadtgeschichtenbörse. Das Angebot wird vom Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt sowie der Stiftung Soziales und Umwelt der Ostsächsischen Sparkasse gefördert.